Samstag, 26. September 2015

Den Körnerkiez entdecken mit Cornelia Hüge, Teil 1


Samstag, 26. September 2015

Die Kunsthistorikerin Cornelia Hüge konzentrierte sich auf die bauliche Entwicklung des Gebietes und führte uns zu zum Mühlenberg, dem städtebaulichen Ursprung, von dem aus die Bebauung eher zögerlich begann, bis 1890 der Bauboom einsetzte. Wir erfuhren viel über die Geschichte des Körnerparks und des Namensgebers Franz Körner (1838-1911). Der Kaufmann besaß in der Umgebung mehrere Grundstücke, die er als Kiesgruben nutzte. Sie brachten ihm nicht nur große Gewinne, sondern auch prähistorische Funde, die er sammelte und wissenschaftlich auswertete. Um 1890 legte Körner in der ausgebeuteten Kiesgrube an der Jonasstraße einen prächtigen Garten an, der bis an sein 1905 errichtetes Wohnhaus reichte. 1910 übereignete Körner das Gelände – zum Teil als Geschenk - an die Stadt Rixdorf mit der Auflage, einen öffentlichen Park und ein Gebäude für seine Sammlungen zu errichten. Cornelia Hüge führte uns zu seinem ehemaligen Wohnhaus in der Jonasstraße 66 und von dort in den Keller, wo noch gut erhaltene Überreste seines Privatmuseums zu sehen sind. Wir spazierten durch den Körnerpark mit der das Grundstück abschließenden Galerie, wo uns die Expertin auf die barockisierende Gestaltung hinwies. Die nächste Station war der Ilsenhof, eine bespielhafte Wohnanlage aus den 1920er Jahren. Abschließend erfuhren wir noch einiges über die Architektur des Albrecht-Dürer-Gymnasiums und den Erbauer Reinhold Kiehl, Stadtbaurat Rixdorfs und Leiter des Rixdorfer Hochbauamts, dem Neukölln noch heute zahlreiche prägende öffentliche Gebäude zu verdanken hat, wie das Rathaus und das Schwimmbad.



Samstag, 19. September 2015

Den Körnerkiez entdecken mit Dr. Rainer Pomp

Wie baut man ein Erzählcafé auf? Wo kann man Menschen treffen, die sich für den Körnerkiez, dessen Bewohner und ihre Geschichte(n) interessieren, und die man persönlich ansprechen kann? Vielleicht bei einem gemeinsamen Spaziergang durch den Kiez... 

Wir wagten den Versuch und heuerten für drei Samstage im September und Oktober erfahrene Stadtführer an. Wochenlang verteilten wir Flyer, stellten sie ins Internet, versendeten E-Mails, trugen das Konzept in sozialen Einrichtungen vor und luden zu den Kiezführungen ein. Tatsächlich fanden sich dann an den vorgeschlagenen Treffpunkten zahlreiche Menschen ein - mehr als erwartet. Bevor wir losgingen stellte ich das Projekt „Erzählcafé im Körnerkiez“ vor, um die Gäste als künftige Besucher zu gewinnen. Dann übernahmen die Stadtführer die Regie.

Samstag, 19. September 2015

Dr. Rainer Pomp vermittelte uns als Historiker die Geschichte des Körnerkiezes und erklärte, wie sich das ehemalige Arbeiterwohngebiet zum multikulturellen Stadtteil entwickelte und welche herausragende Bedeutung der aus einer Kiesgrube entstandene Körnerpark für das Gebiet hat. Auf dem Rundweg wies er auch auf die beiden Grundschulen Peter-Petersen- und Konrad-Agahd-Schule sowie das Albrecht-Dürer-Gymnasium hin, auf ihre pädagogischen Inhalte und die soziale Zusammensetzung der Schülerschaft. Nicht unerwähnt blieb die Stadtplanung der Nazizeit, nach der im Zuge des geplanten Baus einer monumentalen Nord-Süd-Achse mehrere Häuserblöcke hätten abgerissen werden sollen. Durch die Kriegsinterventionen wurde der begonnene Abriss gestoppt, und in Teile der inzwischen leer geräumten Häuser mussten Zwangsarbeiter einziehen, die man für die Umgestaltung Berlins rekrutiert hatte.